Von Januar bis Juli 2025 absolvierte ich ein Praktikum bei Roots to Rise – einem Mikro-Unternehmen, das gemeinnützige Organisationen stärkt und weiterentwickelt. Mein Schwerpunkt lag auf Administration, Kommunikation und Eventorganisation. Während dieser sechs Monate arbeitete ich hauptsächlich remote, zuerst zu 80 %, ab März zu 90 %.
Ich hatte eine Stelle im Kommunikationsbereich gesucht. Dieses Praktikum wählte ich schliesslich wegen der Flexibilität, der abwechslungsreichen Aufgaben und einem guten Bauchgefühl für das Team – und ich wurde nicht enttäuscht. Vom ersten Tag an war die Zusammenarbeit mit Beatrice Schulter (der Geschäftsführerin) und Nadine Bernasconi (meiner Mentorin) sowohl herzlich als auch professionell. Es herrschte eine Atmosphäre von Unterstützung und Wertschätzung.

Ein typischer Tag
Meine Tage begannen meistens mit Kaffee, Frühstück und einem Blick auf Teams und E-Mails, bevor ich mich meinen Aufgaben widmete. Manchmal startete ich mit einem langfristigen Projekt, wie dem Erstellen eines Berichts, manchmal mit einer spontanen Aufgabe, die schnell erledigt werden musste. Diese Mischung und eine Prise Unvorhergesehenes haben mich in den letzten sechs Monaten motiviert und bei Laune gehalten.
Wir hatten regelmässige Team-Meetings und Absprachen, um uns auszutauschen, Herausforderungen und Prioritäten zu besprechen. Gleicchzeitig genoss ich viel Autonomie. Diese Kombination aus Struktur und Eigenverantwortung hat für mich sehr gut funktioniert. Ich schätzte die Möglichkeit, meinen Arbeitstag selbst zu planen und Verantwortung für meine Arbeit zu übernehmen. Es war toll, genügend Zeit zu haben, um Dinge sorgfältig zu lernen, aber auch den Nervenkitzel zu spüren, wenn man sich schnell an neue Situationen anpassen und einfach «mit dem Flow» gehen musste.
RECI und 143.ch: Zwei ganz unterschiedliche Mandate
Für RECI, das Schweizer Netzwerk für Bildung und internationale Zusammenarbeit, arbeitete ich eng mit Nadine an verschiedenen Kommunikations- und Organisationsaufgaben. Dazu gehörten die Pflege der Website, das Vorbereiten und Übersetzen von Newslettern, das Versenden von E-Mails an Mitglieder, das Veröffentlichen von Beiträgen auf LinkedIn und vieles mehr. Ich habe viel über die Herausforderungen gelernt, für diese unterschiedlichen Medien zu schreiben und die Corporate Identity nicht nur visuell, sondern auch im Text umzusetzen. Ein besonders schöner Moment war, als ich den gedruckten Jahresbericht 2024 in den Händen hielt, nachdem ich mehrere Wochen intensiv an diesem Projekt gearbeitet hatte. Zudem wirkte ich bei der Planung und Koordination von Events mit, vor allem beim inspirierenden Education Forum 2025 im Zentrum Paul Klee. Zu sehen, wie all die kleinen Bausteine, an denen wir fast ein halbes Jahr gearbeitet hatten, zu einem Ganzen, erfolgreichen Event wurden, war eine unglaubliche Erfahrung.
143.ch, die Schweizer Notrufnummer für emotionale Unterstützung, war eine ganz andere Geschichte. Die Arbeit war viel chaotischer, aber auch sehr spannend. Beatrice hatte übergangsweise die Geschäftsleitung des Dachverbands übernommen, was uns an einer einzigartigen Stelle zwischen den strategischen und operativen Organen des Vereins positionierte. Ich unterstützte die Regionalstellen in der ganzen Schweiz, löste technische Probleme und erstellte gemeinsame Ordner und Formulare, um Abläufe zu vereinfachen. Dabei habe ich gelernt, mich schnell anzupassen und Prioritäten neu zu setzen, um mehrere komplexe Projekte gleichzeitig in einem sich immer wandelndem Umfeld zu managen.
Roots to Rise: Das beste Team überhaupt
Die Zusammenarbeit mit Beatrice und Nadine war ehrlich gesagt das Beste an diesem Praktikum. Beatrice leitet mit Empathie, Vertrauen und Klarheit. Sie weiss, wann sie Freiraum geben und wann sie eingreifen muss. Nadine hat mir unglaublich viel über Kommunikation beigebracht – vom richtigen Ton über Inhalte bis hin zu Design und Details. Besonders schön fand ich den Übergang von einer engen Zusammenarbeit zu meiner relativ selbständigen Betreuung unserer LinkedIn Kommunikation. Eine grosse Herausforderung für mich war, zu lernen, dass Fehler dazugehören und es wichtig ist, um Hilfe zu bitten – besonders, wenn man sich mit einer komplizierten Excel-Datei herumschlägt, die einen fast dazu treibt, den Laptop aus dem Fenster zu schmeissen! Ich schliesse nun dieses Praktikum mit neuen Fähigkeiten ab – und mein Laptop ist glücklicherweise noch in einem Stück!
Roots to Rise fühlt sich an wie ein kleines Segelboot auf einem grossen Ozean: Die Wellen globaler Ereignisse bringen das Boot ins Schwanken, Delfine springen neben uns her und sorgen für Freude, und manchmal begegnen wir grossen Fischen, die das Navigieren erschweren. Aber wir sitzen alle zusammen in diesem Boot – und das ist das Entscheidende. Ich bin aufrichtig traurig darüber, aus diesem Boot auszusteigen, bin aber auch gespannt auf mein nächstes Kapitel: und zwar als Journalistin bei einem lokalen Radiosender. Rückblickend würde ich dieses Praktikum jederzeit wieder machen. Wenn du einen Ort suchst, um zu lernen, dich einzubringen und in einem kleinen, aber wirkungsvollen Team zu wachsen – Roots to Rise ist genau das Richtige.
Odile Sobacic, Juli 2025